Montag, 18. März 2013

Wenn die Zeit kommt, in der man könnte …





... ist die Zeit vorüber, in der man kann.
(Marie von Ebner-Eschenbach)

Part II

 



Unsere Reise nach Khao Lak setzen wir am nächsten Tag fort, beziehen ein kleines, sehr sauberes Zimmerlein und begeben uns in das muntere, recht touristische Treiben Khao Lak’s …
… Recht früh am Morgen werden wir abgeholt, damit wir zu den Similan Islands kommen. Etwas aufregend die ganze Geschichte, da man uns zunächst versucht, abzuzocken. Nach kurzer, aber heftiger Diskussion, setzen wir uns durch und zahlen schlussendlich auch nur den Preis, den man uns per Mail nannte, beschliessen allerdings auch gleich, dass wir zwei Tage später keinen weiteren Transfer nach Ao Nang brauchen würden. Die wollten nämlich 500 Baht pro Person von Khao Lak nach Ao Nang (ca. 2 Stunden Fahrt), während wir für die gleiche Länge von Khao Sok nach Khao Lak nur 120 Baht zahlten. Wir wollten uns zu gegebener Zeit selbst darum kümmern. Erst mal auf die Insel und dann sehen wir weiter.

Auf dem Speedboat ging’s dann recht nass her. Da schwappte das Wasser auf der gegenüberliegenden Seite ziemlich heftig auf die Passagiere. Wir blieben verschont, allerdings hat es unsere Rucksäcke umso härter getroffen. Zumindest äusserlich, denn innen drinnen war noch immer alles im Trockenen. Zu der Zeit, als wir dann allerdings „unsere“ Übernachtungsinsel erreichten, herrschte Flut und das Boot konnte nicht, wie bei Insel Nummer 4, am Strand landen. Vielmehr sah es so aus, als dass wir a) bis über Bauchnabel, die kleineren unter uns bestimmt bis zum Kinn, im Wasser standen. Langsam aber sicher merke ich, wie die Panik in mir aufsteigt. Wie um alles in der Welt soll ich denn 100 kg schweren Rucksack trocken vom Boot an Land bringen??? Wie bitte soll das gehen??? Und da der Thailänder ja ungemein höflich und zuvorkommend ist und vorzugsweise die Damen das schwere Gepäck selbst stemmen lässt, sehe ich mich schon im wahrsten Sinne des Wortes baden gehen.
Anna – eine Frau, ein Wort. Sie schnallt sich den Rucksack, den ich ihr anreichte, auf den Kopf und trägt tapfer das schwere Gute an Land. Ich, ebenfalls eine Frau – diesmal ohne Wort, aber mit viel Geste – ordere mir den kleinen Thai und verdonnere ihn dazu, mein Hab und Gut an den Strand zu befördern. Nein, mit leeren Händen bin auch ich nicht gelaufen, denn a) trug ich die Verantwortung und b) die ganzen Wertsachen :-). Dummerweise waren wir noch nicht mal richtig auf der Insel angekommen, als ich mir schon wieder Gedanken darüber mache, wie wir die Sachen wieder trocken an Board bringen sollen, wo doch die Wellen stellenweise so so hoch waren … Doch dazu später mehr, denn die weltbeste aller Ideen ist auf meinem Mist gewachsen (und Anna wird sie sicherlich in ihrem Blog als ihre Idee verkaufen) …

Nachdem diese Hürde genommen war, ist der erste Gang zur „Rezeption“. Das Zelt wird uns zugewiesen, es ist das letzte in der Reihe, ganz hinten am Waldesrand. Hm … irgendwie ist mir etwas blümerant, aber noch versuche ich, mir nichts anmerken zu lassen. Ich linse durch die Zelttür und versuche mir einen ersten Eindruck zu machen – immerhin ist es meine allererste Zelterfahrung in meinem Leben. Da muss ich erst 40 werden, nach Thailand fliegen, um das Zelten zu lernen. Mir fällt auf, dass wir keine Schlafsäcke haben. Auf Anfrage bekommen wir welche. Und was für welche. Da kreucht und fleucht es … Kleingetier in sämtlichen Farben … Brrrrr, mich schüttelt’s. Anna hat glücklicherweise Insektenvernichtungsspray gekauft und so setzt sie zum Sprühangriff an. Alles, was ihr irgendwie in die Finger kommt, wir an-, aus- und niedergesprüht. Auch der Schlafsack. Es riecht nach Citronella. Und dann tu ich es ihr gleich. Am Ende nochmal ein allumfassender Sprühstoss, Reissverschlüsse am Zelt zu und jetzt lüften lassen … Am Abend sollte nichts mehr leben … Hoffentlich (insgeheim schicke ich ein Stossgebet zum Himmel …)
In der Zwischenzeit kraxeln wir auf den Aussichtsstein, machen Fotos und lassen Landschaft, Meer und Insel auf uns wirken. Ein wahrlich paradiesisches Fleckchen Erde, auf dem wir hier gelandet sind.
Viel zu tun gibt es auf der Insel nicht. Abends, wenn die Touris wieder weg sind und nur noch einige wenige übrig bleiben, die dort übernachten, herrscht eine himmlische Ruhe. Es ist so schön, wenn die Russen nicht rumblöken oder die Chinesen rumrotzen. Doof nur, dass man am Kiosk a) nur bis 20.30 h was zu trinken bekommt und b) beim Trinken noch nicht mal ein Bier dabei ist … Der geneigte Leser könnte meinen, ich hätte ein Problem mit Alkohol … Hab ich aber nicht … Aber es wäre so so schön gewesen, wenn … War aber nicht und das war dann eben auch gut so … Und so haben wir ausser Rumliegen, Rumsonnen, Rumlümmeln nichts anderes gemacht … Ach ja, ein bisschen Rumglotzen war auch dabei, denn schliesslich bot sich unserem geistigen und auch äusseren Auge jede Menge !!!

Die Nacht bzw. die Nächte im Zelt waren für mich sehr, sehr ungewohnt. Vor lauter Lauschen, was sich da draussen so tümmelt, kam ich kaum zum Schlafen, mal ganz davon abgesehen, dass ich es mit dem Schlafen sowieso nicht so wirklich hatte (aber auch dazu später mehr). Es raschelte, es knackte und ich ? Ich hoffte nur, dass ich nicht des nachts raus muss, weil ich nen halben Kilometer zur Toilette zurückzulegen hätte … Festzustellen wäre: So schön Meeresrauschen auch sein mag, aber wenn es die ganze Nacht so geht, dann kriegt man echt was an die Waffel … Demjenigen, der Oropax erfunden hat, sei grosser Dank.

Der Tag der Abreise. Und jetzt komm ich doch zu meiner zündenden Idee, die mich auf der Insel überkam. Ich organisierte uns übergrosse Müllsäcke (ungebrauchte selbstverständlich). Die waren so gross, dass wir die 70 Liter Rucksäcke mühelos darin versenken konnten. Während Anna den Inhalt ihres Rucksacks in der Mülltüte verstaute und diese dann in den Rucksack packte, verpackte ich meine Sache völlig „normal“ und verpackte den Rucksack in Plastik. Jetzt noch alles gut verknoten und dann kann der Rucksack selbst zum Boot schwimmen … Ob ihr’s glaubt oder nicht, aber das Teil wurde immer schwerer und schwerer und das obwohl ich nichts gekauft hatte. Also zumindest nichts, was an Gewicht hätte so zulegen können … Jedenfalls war ich gewappnet für die Wellen und das Wissen, dass meine Sachen trocken bleiben und ich nicht in Ao Nang erst mal alles waschen lassen muss, beruhigte mich doch ungemein.
Wieder einmal musste ich dann feststellen, dass ich mir mal wieder viel zu viele Gedanken gemacht habe. Alles war nur halb so dramatisch und einmal mehr musste ich mir eingestehen, ich solle doch nicht immer vor den Schlägen schon schreien … Aber so isses nun mal gewesen, und jetzt ist es auch gut …
Die Rückfahrt ist lustig, es gibt Obst und Getränke und für meinen Geschmack etwas zu gut gelaunte Russen, die das gesamte Speedboat mit einem Radio beschallen. Und dann bin ich froh, als wir wieder festen Boden unter den Füssen haben und wir uns auf die Weiterreise nach Ao Nang begeben können.

An dieser Stelle erinnere ich nochmal, dass man uns eine Überfahrt von Khao Lak nach Ao Nang für 500 Baht angeboten hatte. Da wir uns allerdings dafür entschieden haben, uns erst bei Rückkehr von der Insel darum zu kümmern, standen wir zunächst etwas verloren da und mussten recht schnell feststellen, dass es gar nicht so einfach war, von diesem Fleck an einen anderen Fleck zu kommen, an dem es Busse, Strassenbahnen, Flugzeuge oder was auch immer nach Ao Nang gibt. Der junge Thai vom Speedboat Dingens lässt mich vorwurfsvoll wissen, ER hätte ja gefragt, ob wir einen Transfer bräuchten, doch WIR hätten ja gesagt, dass WIR KEINEN bräuchten … Tja, und jetzt kann er uns nicht weiter helfen … Verdammte Hacke ! Ich glaube, wir haben uns beide über uns geärgert, aber jetzt war’s halt auch schon zu spät. Dennoch, die Jungs und Mädels haben sich bemüht, uns doch noch irgendwo irgendwie unterzubringen … Schlussendlich hatten wir eine Mitnahmegelegenheit ins Zentrum von Khao Lak und von dort aus mussten wir eben zusehen, wie wir weiter kommen. Um es abzukürzen: Wir haben einen Transfer gefunden, der uns für 2.500 Baht nach Ao Nang brachte. Tolle Nummer – wir hätten es auch für weniger haben können … 2,5 Stunden später lässt uns der nette Fahrer dann am Hotel raus, in welches wir uns für die nächsten 5 Nächte eingebucht hatten.

Die Hütte macht einen recht stylischen Eindruck, das Zimmer ist modern, klimatisiert, gross, mit Balkon und es gibt einen Pool. An selbigem machen wir es uns am nächsten Tag gemütlich. Und so vergehen die Tage im Wechsel … Mal Pool, mal Poda Island, wieder Pool, mal Tub Island, mal Pool, mal Phra Nang Beach und am gleichen Tag nochmal Pool und dann starteten wir doch noch in die Verlängerung von 4 Tagen, bevor wir uns final auf den Weg nach Bangkok machten.
Fliegen wollte ich nicht, der Bus kam für beide nicht mehr in Frage und so war recht schnell g’schwätzt, dass wir mit dem Nachtzug von Surat Thani nach Bangkok fahren werden. Schnell waren die Tickets der ersten Klasse gebucht und der Transfer von Ao Nang nach Surat Thani organisiert. Wieder mal wurden wir abgeholt, wieder irgendwo rausgeworfen, dann weitergefahren und wieder rausgeworfen und dann warteten wir bei gefühlten 60 Grad auf den Nachtzug nach BKK.
Da fährt er ein. Der Flur ist eng, man kommt mit dem Rucksack kaum durch. Das Abteil auch richtig, richtig klein, dafür aber die beiden Betten, die sich übereinander befanden, frisch und sauber bezogen. Und los geht die Fahrt. Die Ohrenpax helfen dabei, einen einigermassen ruhigen Schlaf zu finden, und nicht zu merken, dass der Zug an jeder Milchkanne zu halten scheint, die sich auf dem Weg von Surat Thani nach BKK zu befinden scheint.
12 Stunden später kommen wir am Ziel an.

1,5 Tage bleiben uns noch und so beschliessen wir, es erst mal Piano angehen zu lassen, während uns der Besuch des Marktes noch für Samstag bevorstand. Skytrain fahren ist spannend und aufregend zugleich und die Grösse des Marktes verschlägt mir zumindest fast die Sprache. Es gibt nichts, was es nicht gibt und schell stehen mir die Dollarzeichen in den Augen und ich will konsumieren. Wir ziehen Geld am Automaten und dann begeben wir uns ins Getümmel. Den Anweisungen folgend, kaufen wir gleich das, was uns gefällt und schieben es gar nicht erst auf die lange Bank, denn den Stand finden wir in 100 Jahren nicht mehr.

Plötzlich passiert es. Der Boden unter meinen Füssen wackelt, ich wackel und dann hör ich mich nur noch sagen, dass ich mich wohl mal hinsetzen muss, bevor ich hinfalle. Schon sitze ich mitten im Eingang eines Standes, die junge Verkäuferin kommt und bietet mir einen Stuhl an, Anna geht und kauft Wasser und ich frage mich, woher denn ausgerechnet jetzt der Schwächeanfall kommt. So blümerant war mir schon lange nicht mehr. Des Rätsels Lösung hab ich gleich. Wenig trinken, wenig Essen … Dehydrierung vorprogrammiert. Und so versorge ich Körper, Geist und Seele mit ca. 2,5 Litern Wasser innerhalb kürzester Zeit, um festzustellen, dass es mir mit jedem Schluck besser und besser ging.
Tja, das hatte ich nun davon, wollte ich doch nur die Sanitäreinrichtungen nicht so oft besuchen … Schön sind die nämlich nicht …

So schön und spannend der Urlaub auch war, so froh war ich dann auch, als es endlich wieder nach Hause ging.
ENDLICH … und das bezieht sich ausschliesslich auf die Tatsache, dass da am Flughafen jemand auf mich wartete, den zu sehen ich kaum noch abwarten konnte … Anna jedenfalls war eine wunderbare Reisebegleitung !!!
Immer wieder und immer wieder gerne nochmal … (und wenn wieder drei Wochen, dann diese nur noch zu viert :-))

Gehabt euch wohl.

Eure Jana

Mittwoch, 13. März 2013

Wenn die Zeit kommt, in der man könnte …



... ist die Zeit vorüber, in der man kann.
(Marie von Ebner-Eschenbach)

Part I.



Wie schön, dass für mich wohl gerade die Zeit, in der ich könnte, auch genau die Zeit ist, in der ich kann … Oder so.

Mein kleines beschissenes Leben wurde von all den Ereignissen der letzten Wochen und Monate so dermassen überrollt, dass mir alleine vom Zusehen, schwindlig wurde. Vieles hat sich verändert, einiges habe ich verändert und ein anderer Teil blieb unverändert. Stillstand bedeutet Rückschritt … Und so bewege ich mich nach vorne …

Doch auch hier erst mal von vorne.
Noch war die Vorweihnachtszeit getrübt von den Klauen, die mich in meiner Haut festhielten. Der Kraftakt war anstrengend, mir einzugestehen, dass es so nicht weitergehen kann, ich den Kopf hochalten muss, auch wenn mir der Dreck bis zum Hals steht. Ich traf Entscheidungen, die zum Jahresende nur noch umgesetzt werden mussten … Erst eine, dann die andere. So recht überzeugt war ich nicht, doch es musste sein … Das Tal der Tränen war tief und gross.
Und dann, ganz heimlich still und leise stelle ich fest, dass ein Knoten geplatzt ist … Das Atmen fiel wieder leichter, das Grau war nicht mehr so grau … Und dann die ganz grosse Erkenntnis: Hey, das wird … und es wird nicht nur, es wird sogar gut …

Die für mich grösste Herausforderung zum Jahresanfang war der geplante Thailand-Urlaub. Ein Rucksack, den zu packen ich nicht wirklich im Stande war, eine Reise, das zunächst in Bangkok endete, ansonsten kein Plan, aber dafür zwei Reiseführer, grobe Ideen und jede Menge Mut, Abenteuerlust und Freude. Und Anna. Alles wird gut … Wir lassen uns treiben und schauen, wohin wir unter Thailand’s Sonne kommen werden …


Am 21.01. startet mein Urlaub mit Schnee-Eis-Chaos, zugeeisten Oberleitungen, so dass noch nicht mal mehr Strassenbahnenfuhren und einem geschlossenen Flughafen. Noch immer ist es mir ein Rätsel wie es mir gelang, aber ich kam in einem Stück nach Frankfurt und konnte dort wenig später Anna begrüssen, die es ebenfalls pünktlich schaffte. Doch auch unsere Weiterreise setzte sich mit einer dreistündigen Verspätung fort, da uns die Wetterbedingungen in Frankfurt einen eisglatten Strich durch die Rechnung machen. 12 Stunden und eine schlaflose Nacht später machen uns 99 % Luftfeuchtigkeit und gefühlte 45 Gräder noch viel mehr zu schaffen … Bangkok ist laut, staubig, voll, trubelig … Ein bisschen wie Sao Paulo, aber eben nur mit Linksverkehr. Ich kann den geistigen Transfer nicht leisten, in welche Richtung ich zuerst zu schauen haben, wenn ich die Strasse überquere … und so hoffe ich, in einem Stück nach drei Wochen wieder in Deutschland das Licht der Welt zu erblicken …

Das Ibis Riverside in BKK ist schnell gefunden, der Check-In erledigt und die Dame, die im Lautsprecher im Fahrstuhl wohnt, weist uns immer wieder freundlich darauf hin, dass wir im „Fifth Floor“ sind und somit aussteigen sollten. Wir kommen an, ziehen uns den Thailändischen Witterungsverhältnissen entsprechend an und begeben uns zum nächsten Seven Eleven, um uns mit dem Notwendigsten auszustatten. Was folgt, ist ein gepflegter Mittagsschlaf, bevor wir den Fussmarsch in Richtung Königspalast antreten. In weiser Voraussicht lasse ich Anna die Karte lesen, denn im Zweifelsfall ist sie ja dann auch schluld, wenn wir uns verlaufen (ich weiss ja schon, dass ich es nicht kann, braucht aber Anna ja nicht gleich zu wissen). Wir laufen und laufen und sehen dies und das und jenes. Es würde den Rahmen sprengen, dies alles im Detail aufzuzählen, daher lass ich es bleiben … :-) (klingt aber auch besser, als hier zuzugeben, dass ich mich a) nicht mehr erinnern kann, wie das Sehenswerte hiess oder aber b) es womöglich gar nicht erwähnt werden muss, da es gar nicht so sehenswert war). Noch immer wollen wir zum Königspalast, finden aber den Weg nicht. Daher fragen wir zwei Thailänderinnen, ob dies DIE Strasse ist und wie wir DORTHIN kommen … Wild tippen wir auf der Karte rum, die beiden beratschlagen sich auf Thai, wir verstehen nix und sind genauso schlau, wie vorher. Irgendwann winken wir ab und lassen gut sein.

Lui mit seinem Tuktuk Monika beobachtet das lustige Treiben und als wir an den beiden vorbei kommen, winkt er uns auch gleich mal zu sich und nutzt die Gunst der Stunde. Anna und ich überlegen, ob wir einsteigen sollen oder eher nicht. Kurz wägen wir ab und schon quetschen wir uns in das Tuktuk und lassen uns von Lui zulabern. Bevor uns Lui aber am Tempel To Wat Po absetzen kann, lässt er uns lieber mal für 800 Baht eine Kanalfahrt mit nem Longtailboat buchen … Von wegen Floating Market und so … Bis wir an den Floating Dingern vorbeikommen, strecken uns nur tote Fische ihre Köpfe aus dem Kanal entgegen und vereinzelt schwimmen irgendwelche Gemüseteile in diesem Drecksgewässer rum, die man noch nicht mal mehr geschenkt würde haben wollen … Ein kleine Fraulein mit ihrem grossen Boot versucht es dennoch, uns etwas andrehen zu wollen, hat aber mit Market eher weniger zu tun. Wir winken ab und schauen uns die Behausungen, die teilweise unter aller Sau waren, zu unseren Linken und Rechten an … Nach etwas mehr als einer Stunde ist die Fahrt beendet, wir steigen in der Nähe des Tempel aus und besichtigen den riesengrossen, schlafenden Buddha. Leute, der ist wirklich soooo gross, dass man den gar nicht komplett auf ein Foto bekommen kann. Wenn man den fotografieren will, hat das durchaus was von einem Bravo Starschnitt … Beeindruckend war es dennoch …
Nach einem feudalen Mahl („gebrannter Reis“ mit Chicken) erfeilschen wir uns einen Preis für das Nachhause-Tuktuk und tuckern gemütlich wieder in unsere Bleibe auf dem „Fifth Floor“ im Riverside Hotel.

Der nächste Morgen beginnt mit einem Frühstück im Hotel. Das Buffet sieht lekker aus, die Auswahl gross und so wandern Toast, Butter, Wurst, Käse und Marmelade auf unsere Teller. Der Kaffee ist sehr lekker, der Saft zu süss, die Butter ranzig und damit das ganz was hermacht, kann man sich die Marmelade in Scheiben auf’s Brot legen. Sanft und geschmeidig sieht definitiv anders aus und schmecken tut’s eben auch ganz anders.
So schmieden während wir auf der Scheibenmarmelade rumkauen den Plan, die Khao San Road zu besuchen und uns mal um unsere Weiterfahrt nach Khao Sok zu kümmern. So genau wissen wir noch nicht, wie und wo, doch wir beschliessen zunächst das Wassertaxi auf dem Fluss auszuprobieren. Schnell finden wir die Station, man weist uns den Weg und wenig später sitzen wir auf dem Boot in die richtige Richtung. Auf der Khao San werden wir direkt wieder angesprochen und man verweist uns ans ITAT (ein staatlich geführtes Unternehmen), bei welchem wir unsere weitere Reise buchen sollten. Schlussendlich buchen wir im ITAT für den nächsten Tag (mein Geburtstag) eine Übernachtbusfahrt nach Khao Sok samt Übernachtung im Baumhaus im Dschungel. Bezahlt wird in Cash-Baht und auf einem kleinen unscheinbaren Zettel steht nur drauf, dass Anna zwei Personen ist, die von BKK nach Khao Sok fahren will. Und auf dem anderen steht, dass Anna für zwei übernachten will im Baumhaus. Der Hinweis, dass wir uns gegen 1700 am nächsten Tag wieder vor dem ITAT einfinden sollen, erfolgt auf der Tonspur und dann sind wir wieder entlassen, tigern zu unserem wartenden Tuktuk und lassen uns wieder an den Ausgangspunkt zurückbringen. Jetzt erst mal ein Bier … !
Am Abend versuchen wir sodann noch unser Glück, auf Similan Island das Zelt zu reservieren, bekommen allerdings die Bestätigung (ich vermute, sie war es) nur in Thai angezeigt und da wir dieser Sprache beide nicht mächtig sind, lassen wir es ruhen und machen es uns stattdessen neben all den Mücken auf der Hotelterrasse am Pool bei einem (oder auch zwei) Bier gemütlich und schreiben die ersten Postkarten.
Und Zuhause ist soooo weit weg … (aber dazu dann später mehr).

Ich öffne die Augen, es ist hell, es ist ruhig und ich stelle fest, ich bin 40 !!!! Alles nur halb so schlimm, denn eine kleine Million toller Menschen hat bereits mitten in der Nacht an mich gedacht und so lese ich mich durch eine kleine Flut toller Geburtstagswünsche. Während ich noch lese, öffnet Anna die Tür, verschwindet wieder und raschelt vor sich hin. Nach einer Weile ist mit dem, was sie tat, fertig und überreicht mir ein Törtchen mit einer brennenden Kerze und einem in ganz tolles thailändisches Toilettenpapier eingepacktes Geschenk. Ooooh, das ist so schöööön !!!! Ich freu mich so und puste die Kerze aus, wünsche mir selbstverständlich den tollsten Wunsch wo gibt und packe mein Geschenk aus. Es ist ein USB-SD-Kartenleser, den ich mit Adapter an mein Handy anschliessen kann, um die Fotos, die ich auf meiner Spiegelreflexkamera habe, auf mein Handy übertragen zu können …
Wir machen uns fertig und begeben uns zum Scheibenmarmeladenfrühstück. Danach will dann allerdings die Zeltreservierung bezahlt werden, denn ansonsten ist die Reservierung hinfällig und wir können zusehen, wie und wo wir bleiben. Wir erfahren, dass wir mit dem Ausdruck des Thai-Zettels zur Bank müssen, um zu zahlen und damit wär dann alles soweit gut und richtig und wir müssten nur noch auf die Insel kommen. Anna und ich stiefeln durch die brütende Hitze und finden beim zweiten Anlauf die richtige Bank, bei welcher wir den entsprechenden Betrag einzahlen können. Zuvor allerdings versuchte ich mit meiner DKB Karte am ATM am Seven Eleven Geld zu ziehen. Gut und gerne 10 Minuten will der Automat meine Karte nicht ausspucken, als er dann die Karte ausspuckt, aber keine Kohle mit rauskommt. Die Warnmeldung konnte ich allerdings nicht lesen und somit entgeht mir, was da nun stand … Tage später stelle ich allerdings fest, dass mir der Gegenwert von 10.000 Baht abgebucht wurde, obwohl ich an diesem Geldautomaten kein Geld bekam … Sowas braucht man am anderen Ende der Welt … Naja, was soll’s … Ich kümmer mich darum, wenn ich wieder zu Hause bin … Nicht jetzt und nicht heute.
Zurück im Hotel packen wir unsere 7 Sachen zusammen, denn ist ja schliesslich Abreisetag. Noch bevor wir final abreisen, wollen wir zumindest noch die Mail an den Speedboatbetreiber absetzen, damit auch das in trockenen Tüchern ist und nicht das Zelt reserviert ist, wir aber nicht hinkommen, weil das mit der Überfahrt nicht funktionierte. Als wir so die Datümmer da eintragen wollen, stellen wir fest, dass wir das Zelt für einen Zeitraum reserviert haben, in welchem wir es unmöglich schaffen können, auf die Insel zu kommen. Verdammt. Verdammt. Verdammt. Was nun? Wieder Himmel und Hölle in Bewegung setzen, alles nochmal von vorne, wieder zur Bank und hoffen, dass wir die erste Einzahlung noch stornieren können, damit das dann auf die zweite Reservierung eingezahlt werden kann. Da uns der Schweiss auch ganz ohne Aufregung von der Stirn tropft, wischen wir uns nach erfolgreicher Aktion selbige von der Stirn, begeben uns zurück ins Hotel, schultern die Rucksäcke und begeben uns auf den Weg zur Agentur.

Wir warten vor dem ITAT auf Abholung. Es kommt ein Minivan, wir laden das Gepäck ein und los geht’s. Allerdings nicht direkt, sondern es kommen noch weitere Reisegäste in den Minivan. Dem Typen, der uns fährt, will man nachts auch nicht allein begegnen … und auch wenn der Van für ca. 9 Reisende ausgelegt ist, so staune ich nicht schlecht, als schlussendlich gefühlte 18 Personen samt 18 70 Liter Rucksäcken darin Platz finden. Wie Rindvieh werden wir nach kurzer Fahrt aus dem Bus gescheucht und mitten an einem Kreisverkehr rausgeworfen. Kein Ton davon, wie es weitergeht. Nichts. Einfach raus und warten. Doch wir sollen nicht die ersten und auch nicht die letzten sein. Immer mehr Minivans halten, treiben die Insassen raus und fahren wieder. Und so stehen wir da und harren der Dinge, die da kommen mögen. Stunden später hat der Doppeldeckerbus dann auch mal eingeparkt, und wir trotten der Horde hinterher. Nachdem ich den ersten Schritt in den Bus setzte, will ich eigentlich auch schon wieder raus. Mir schlägt ein Geruchsgemisch aus Basmatireis, Käsefüssen, Urin und anderer undefinierbarer Gerüche entgegen. In diesem Moment habe ich für die nächsten fünf Tage gegessen, habe aber auch keine andere Wahl und steige mit ein und nehme auf einem der freien Sitze Platz. Andere tun mir gleich … Einfach nur nicht darüber nachdenken … Augen zu und durch … Und ich denke noch: Happy Birthday, MJ !!! Den 40. wirste so schnell nicht vergessen.
12 Stunden später werden wir in Surat Thani wieder aus dem Bus gejagt – unser Gepäck hat den Weg an die Luft schon eher gefunden, denn die Berge an Rucksäcken standen schon bereit, als wir ausstiegen. Auch hier wieder keine weitere Ansage, keine Info, wie es weitergehen soll und vor allem, wann es weitergehen soll. Eine halbe Ewigkeit und 100 Mückenstiche später packt uns ein Pick-Up ein, der uns ganz woanders hinbringt und wir dort wieder warten müssen, bis es weitergehen soll. Es kommt ein weiterer Pick-Up, der uns wieder schultert und zum Bus bringt, der dann – so hoffen wir – nach Khao Sok fahren soll. 3 weitere Stunden später, ziemlich durchgeschüttelt und müde wie Hund kommen wir in Khao Sok an und können unsere Dschungelherberge beziehen.
Das Zimmer liess so ziemlich alle Wüsche offen, das rosa Moskitonetz versprach, die Mücken fern zu halten, doch das Fenster liess sich nicht schliessen.

Egal, darum kümmer ich mich später. Jetzt wollen wir in den Wald, schauen, ob und welche wilden Tiere da leben und bewegen … Nach der Sitzerei steigt die Thrombosegefahr ins Unermessliche und jetzt muss erst mal entgegengewirkt werden.
Der Regenwald ist grün, es gibt viel Bambus und kleine Tiere. Diese habe ich allerdings nie gesehen, darauf musste mich Anna immer wieder hinweisen. Grosse Spinnen hingen in den Bäumen, spannen grosse Netze und es angeblich sollte es noch Wasserfälle geben. Diese haben wir allerdings nicht mehr sehen können, da es im Wald bereits recht dunkel wurde und da wir weder Stirnlampen noch andere Beleuchtung dabei hatten, wollten wir nichts riskieren … Ergo traten wir den Rückweg dann rechtzeitig wieder an.

Ganz gleich, wie verranzt das Zimmer auch gewesen sein mag, die Dusche gab nur kaltes Wasser von sich, aber genau das brauchte ich. Ich konnte mich nicht mehr riechen. Die Klamotten, die ich am Leib trug hätten nach dem Trocknen von allein in der Ecke stehen können und ich frage mich nur, welcher Teufel mich geritten hat … Da man ja im Rucksack bekanntlich nicht den halben Kleiderschrank mit sich führen kann, ist man eben in der Auswahl der Klamotten eben auch recht eingeschränkt und so bleibt einem nichts anderes übrig, als die Klamotten eben auch zweimal hintereinander anzuziehen …
Frisch geduscht und neu geboren gehen wir zum Essen, allerdings nicht, ohne vorher noch die nächste Übernachtung in Khao Lak gebucht zu haben. Erschlagen und müde falle ich ins Bett, unter’s Moskitonetz und schlafe einen unruhigen Schlaf. Warum? Na darum: Da sich das Fenster nicht richtig schliessen liess, hatte ich die Vorstellung, dass da ein kleines Äfflein von aussen eintreten könnte und da wir unsere Hipbags und sämtliche Wertsachen rund um den TV aufgestellt hatten, sich ausgerechnet meine Tasche schnappen würde und mit all meinen Kreditkarten und meinem Reisepass in den Dschungel abhauen würde. Da ich mich allerdings auch nicht mehr traute, unter dem Moskitonetz herauszukriechen, blieb ich liegen und lauschte ganz gespannt …
(genau damit sollte mich Anna dann auch noch den Rest des Urlaubs aufziehen).


To be continued