... ist
die Zeit vorüber, in der man kann.
(Marie
von Ebner-Eschenbach)
Part II
Unsere
Reise nach Khao Lak setzen wir am nächsten Tag fort, beziehen ein kleines, sehr
sauberes Zimmerlein und begeben uns in das muntere, recht touristische Treiben
Khao Lak’s …
…
Recht früh am Morgen werden wir abgeholt, damit wir zu den Similan Islands
kommen. Etwas aufregend die ganze Geschichte, da man uns zunächst versucht,
abzuzocken. Nach kurzer, aber heftiger Diskussion, setzen wir uns durch und
zahlen schlussendlich auch nur den Preis, den man uns per Mail nannte,
beschliessen allerdings auch gleich, dass wir zwei Tage später keinen weiteren
Transfer nach Ao Nang brauchen würden. Die wollten nämlich 500 Baht pro Person
von Khao Lak nach Ao Nang (ca. 2 Stunden Fahrt), während wir für die gleiche
Länge von Khao Sok nach Khao Lak nur 120 Baht zahlten. Wir wollten uns zu
gegebener Zeit selbst darum kümmern. Erst mal auf die Insel und dann sehen wir
weiter.
Auf
dem Speedboat ging’s dann recht nass her. Da schwappte das Wasser auf der
gegenüberliegenden Seite ziemlich heftig auf die Passagiere. Wir blieben
verschont, allerdings hat es unsere Rucksäcke umso härter getroffen. Zumindest
äusserlich, denn innen drinnen war noch immer alles im Trockenen. Zu der Zeit,
als wir dann allerdings „unsere“ Übernachtungsinsel erreichten, herrschte Flut
und das Boot konnte nicht, wie bei Insel Nummer 4, am Strand landen. Vielmehr
sah es so aus, als dass wir a) bis über Bauchnabel, die kleineren unter uns
bestimmt bis zum Kinn, im Wasser standen. Langsam aber sicher merke ich, wie
die Panik in mir aufsteigt. Wie um alles in der Welt soll ich denn 100 kg
schweren Rucksack trocken vom Boot an Land bringen??? Wie bitte soll das
gehen??? Und da der Thailänder ja ungemein höflich und zuvorkommend ist und
vorzugsweise die Damen das schwere Gepäck selbst stemmen lässt, sehe ich mich
schon im wahrsten Sinne des Wortes baden gehen.
Anna
– eine Frau, ein Wort. Sie schnallt sich den Rucksack, den ich ihr anreichte,
auf den Kopf und trägt tapfer das schwere Gute an Land. Ich, ebenfalls eine
Frau – diesmal ohne Wort, aber mit viel Geste – ordere mir den kleinen Thai und
verdonnere ihn dazu, mein Hab und Gut an den Strand zu befördern. Nein, mit
leeren Händen bin auch ich nicht gelaufen, denn a) trug ich die Verantwortung
und b) die ganzen Wertsachen :-). Dummerweise waren wir noch nicht mal richtig
auf der Insel angekommen, als ich mir schon wieder Gedanken darüber mache, wie
wir die Sachen wieder trocken an Board bringen sollen, wo doch die Wellen stellenweise
so so hoch waren … Doch dazu später mehr, denn die weltbeste aller Ideen ist
auf meinem Mist gewachsen (und Anna wird sie sicherlich in ihrem Blog als ihre
Idee verkaufen) …
Nachdem
diese Hürde genommen war, ist der erste Gang zur „Rezeption“. Das Zelt wird uns
zugewiesen, es ist das letzte in der Reihe, ganz hinten am Waldesrand. Hm …
irgendwie ist mir etwas blümerant, aber noch versuche ich, mir nichts anmerken
zu lassen. Ich linse durch die Zelttür und versuche mir einen ersten Eindruck
zu machen – immerhin ist es meine allererste Zelterfahrung in meinem Leben. Da
muss ich erst 40 werden, nach Thailand fliegen, um das Zelten zu lernen. Mir
fällt auf, dass wir keine Schlafsäcke haben. Auf Anfrage bekommen wir welche.
Und was für welche. Da kreucht und fleucht es … Kleingetier in sämtlichen
Farben … Brrrrr, mich schüttelt’s. Anna hat glücklicherweise
Insektenvernichtungsspray gekauft und so setzt sie zum Sprühangriff an. Alles,
was ihr irgendwie in die Finger kommt, wir an-, aus- und niedergesprüht. Auch
der Schlafsack. Es riecht nach Citronella. Und dann tu ich es ihr gleich. Am
Ende nochmal ein allumfassender Sprühstoss, Reissverschlüsse am Zelt zu und
jetzt lüften lassen … Am Abend sollte nichts mehr leben … Hoffentlich
(insgeheim schicke ich ein Stossgebet zum Himmel …)
In
der Zwischenzeit kraxeln wir auf den Aussichtsstein, machen Fotos und lassen
Landschaft, Meer und Insel auf uns wirken. Ein wahrlich paradiesisches
Fleckchen Erde, auf dem wir hier gelandet sind.
Viel
zu tun gibt es auf der Insel nicht. Abends, wenn die Touris wieder weg sind und
nur noch einige wenige übrig bleiben, die dort übernachten, herrscht eine
himmlische Ruhe. Es ist so schön, wenn die Russen nicht rumblöken oder die
Chinesen rumrotzen. Doof nur, dass man am Kiosk a) nur bis 20.30 h was zu
trinken bekommt und b) beim Trinken noch nicht mal ein Bier dabei ist … Der
geneigte Leser könnte meinen, ich hätte ein Problem mit Alkohol … Hab ich aber
nicht … Aber es wäre so so schön gewesen, wenn … War aber nicht und das war dann
eben auch gut so … Und so haben wir ausser Rumliegen, Rumsonnen, Rumlümmeln
nichts anderes gemacht … Ach ja, ein bisschen Rumglotzen war auch dabei, denn
schliesslich bot sich unserem geistigen und auch äusseren Auge jede Menge !!!
Die
Nacht bzw. die Nächte im Zelt waren für mich sehr, sehr ungewohnt. Vor lauter
Lauschen, was sich da draussen so tümmelt, kam ich kaum zum Schlafen, mal ganz
davon abgesehen, dass ich es mit dem Schlafen sowieso nicht so wirklich hatte
(aber auch dazu später mehr). Es raschelte, es knackte und ich ? Ich hoffte
nur, dass ich nicht des nachts raus muss, weil ich nen halben Kilometer zur
Toilette zurückzulegen hätte … Festzustellen wäre: So schön Meeresrauschen auch
sein mag, aber wenn es die ganze Nacht so geht, dann kriegt man echt was an die
Waffel … Demjenigen, der Oropax erfunden hat, sei grosser Dank.
Der
Tag der Abreise. Und jetzt komm ich doch zu meiner zündenden Idee, die mich auf
der Insel überkam. Ich organisierte uns übergrosse Müllsäcke (ungebrauchte
selbstverständlich). Die waren so gross, dass wir die 70 Liter Rucksäcke
mühelos darin versenken konnten. Während Anna den Inhalt ihres Rucksacks in der
Mülltüte verstaute und diese dann in den Rucksack packte, verpackte ich meine
Sache völlig „normal“ und verpackte den Rucksack in Plastik. Jetzt noch alles
gut verknoten und dann kann der Rucksack selbst zum Boot schwimmen … Ob ihr’s
glaubt oder nicht, aber das Teil wurde immer schwerer und schwerer und das
obwohl ich nichts gekauft hatte. Also zumindest nichts, was an Gewicht hätte so
zulegen können … Jedenfalls war ich gewappnet für die Wellen und das Wissen,
dass meine Sachen trocken bleiben und ich nicht in Ao Nang erst mal alles
waschen lassen muss, beruhigte mich doch ungemein.
Wieder
einmal musste ich dann feststellen, dass ich mir mal wieder viel zu viele
Gedanken gemacht habe. Alles war nur halb so dramatisch und einmal mehr musste
ich mir eingestehen, ich solle doch nicht immer vor den Schlägen schon schreien
… Aber so isses nun mal gewesen, und jetzt ist es auch gut …
Die
Rückfahrt ist lustig, es gibt Obst und Getränke und für meinen Geschmack etwas
zu gut gelaunte Russen, die das gesamte Speedboat mit einem Radio beschallen.
Und dann bin ich froh, als wir wieder festen Boden unter den Füssen haben und
wir uns auf die Weiterreise nach Ao Nang begeben können.
An
dieser Stelle erinnere ich nochmal, dass man uns eine Überfahrt von Khao Lak
nach Ao Nang für 500 Baht angeboten hatte. Da wir uns allerdings dafür
entschieden haben, uns erst bei Rückkehr von der Insel darum zu kümmern,
standen wir zunächst etwas verloren da und mussten recht schnell feststellen,
dass es gar nicht so einfach war, von diesem Fleck an einen anderen Fleck zu
kommen, an dem es Busse, Strassenbahnen, Flugzeuge oder was auch immer nach Ao Nang
gibt. Der junge Thai vom Speedboat Dingens lässt mich vorwurfsvoll wissen, ER
hätte ja gefragt, ob wir einen Transfer bräuchten, doch WIR hätten ja gesagt,
dass WIR KEINEN bräuchten … Tja, und jetzt kann er uns nicht weiter helfen …
Verdammte Hacke ! Ich glaube, wir haben uns beide über uns geärgert, aber jetzt
war’s halt auch schon zu spät. Dennoch, die Jungs und Mädels haben sich bemüht,
uns doch noch irgendwo irgendwie unterzubringen … Schlussendlich hatten wir
eine Mitnahmegelegenheit ins Zentrum von Khao Lak und von dort aus mussten wir
eben zusehen, wie wir weiter kommen. Um es abzukürzen: Wir haben einen Transfer
gefunden, der uns für 2.500 Baht nach Ao Nang brachte. Tolle Nummer – wir
hätten es auch für weniger haben können … 2,5 Stunden später lässt uns der
nette Fahrer dann am Hotel raus, in welches wir uns für die nächsten 5 Nächte
eingebucht hatten.
Die
Hütte macht einen recht stylischen Eindruck, das Zimmer ist modern,
klimatisiert, gross, mit Balkon und es gibt einen Pool. An selbigem machen wir
es uns am nächsten Tag gemütlich. Und so vergehen die Tage im Wechsel … Mal
Pool, mal Poda Island, wieder Pool, mal Tub Island, mal Pool, mal Phra Nang
Beach und am gleichen Tag nochmal Pool und dann starteten wir doch noch in die
Verlängerung von 4 Tagen, bevor wir uns final auf den Weg nach Bangkok machten.
Fliegen
wollte ich nicht, der Bus kam für beide nicht mehr in Frage und so war recht
schnell g’schwätzt, dass wir mit dem Nachtzug von Surat Thani nach Bangkok
fahren werden. Schnell waren die Tickets der ersten Klasse gebucht und der
Transfer von Ao Nang nach Surat Thani organisiert. Wieder mal wurden wir
abgeholt, wieder irgendwo rausgeworfen, dann weitergefahren und wieder
rausgeworfen und dann warteten wir bei gefühlten 60 Grad auf den Nachtzug nach
BKK.
Da
fährt er ein. Der Flur ist eng, man kommt mit dem Rucksack kaum durch. Das
Abteil auch richtig, richtig klein, dafür aber die beiden Betten, die sich
übereinander befanden, frisch und sauber bezogen. Und los geht die Fahrt. Die
Ohrenpax helfen dabei, einen einigermassen ruhigen Schlaf zu finden, und nicht
zu merken, dass der Zug an jeder Milchkanne zu halten scheint, die sich auf dem
Weg von Surat Thani nach BKK zu befinden scheint.
12
Stunden später kommen wir am Ziel an.
1,5
Tage bleiben uns noch und so beschliessen wir, es erst mal Piano angehen zu
lassen, während uns der Besuch des Marktes noch für Samstag bevorstand.
Skytrain fahren ist spannend und aufregend zugleich und die Grösse des Marktes
verschlägt mir zumindest fast die Sprache. Es gibt nichts, was es nicht gibt
und schell stehen mir die Dollarzeichen in den Augen und ich will konsumieren.
Wir ziehen Geld am Automaten und dann begeben wir uns ins Getümmel. Den
Anweisungen folgend, kaufen wir gleich das, was uns gefällt und schieben es gar
nicht erst auf die lange Bank, denn den Stand finden wir in 100 Jahren nicht
mehr.
Plötzlich
passiert es. Der Boden unter meinen Füssen wackelt, ich wackel und dann hör ich
mich nur noch sagen, dass ich mich wohl mal hinsetzen muss, bevor ich hinfalle.
Schon sitze ich mitten im Eingang eines Standes, die junge Verkäuferin kommt
und bietet mir einen Stuhl an, Anna geht und kauft Wasser und ich frage mich,
woher denn ausgerechnet jetzt der Schwächeanfall kommt. So blümerant war mir
schon lange nicht mehr. Des Rätsels Lösung hab ich gleich. Wenig trinken, wenig
Essen … Dehydrierung vorprogrammiert. Und so versorge ich Körper, Geist und
Seele mit ca. 2,5 Litern Wasser innerhalb kürzester Zeit, um festzustellen,
dass es mir mit jedem Schluck besser und besser ging.
Tja,
das hatte ich nun davon, wollte ich doch nur die Sanitäreinrichtungen nicht so
oft besuchen … Schön sind die nämlich nicht …
So
schön und spannend der Urlaub auch war, so froh war ich dann auch, als es
endlich wieder nach Hause ging.
ENDLICH
… und das bezieht sich ausschliesslich auf die Tatsache, dass da am Flughafen
jemand auf mich wartete, den zu sehen ich kaum noch abwarten konnte … Anna
jedenfalls war eine wunderbare Reisebegleitung !!!
Immer
wieder und immer wieder gerne nochmal … (und wenn wieder drei Wochen, dann
diese nur noch zu viert :-))
Gehabt
euch wohl.
Eure
Jana