Dienstag, 1. Januar 2013

Dies ist, glaube ich, die Fundamentalregel allen Seins:

Das Leben ist gar nicht so. Es ist ganz anders! (Kurt Tucholsky)




Irgendwie bin ich ein bisschen spät dran … Aber wer sagt denn, dass man auf die vergangenen Monate nicht auch in 2013 noch zurückblicken kann?

Während ich im letzten Jahr noch in brasilienischen Shopping Malls auf der Suche nach einem roten Unterziehetwas, mehreren Zahnseiden-Bikinis für die karibische Sonne (einer reicht für eine Woche Strandurlaub nämlich nicht) und im Vorbereitungsstress für Butterweich-Weihnachten bei 40 Grad im Schatten war, lass ich hierzulande Weihnachten fast „spurlos“ an mir vorbeiziehen und das Jahr 2012 sehr ruhig ausklingen.

Das grosse Abenteuer, die grosse Herausforderung ging im letzten Jahr leider zu Ende. Und so wie ich in 2011 an dem ein oder anderen internationalen Flughafen Rotz und Wasser heulte, so blieb mir das in 2012 auch nicht erspart. Mehrfach vergoss ich Tränchen des Abschieds, Freudentränchen und auch Tränchen, weil ich traurig war.

Es ist, als ob es gestern war, als mir mein Boss eröffnete, dass mein Aufenthalt in Brasilenien um ganze 3 Monate verlängert werden soll. Gemischte Gefühle machten sich in mir breit, doch schlussendlich überwiegte die Freude. Die Freude darüber mit dem „Boyfriend“ Schavier noch Zeit verbringen zu können, Zeit, um Land und Leute noch besser kennenzulernen, Zeit, um mich noch eine Weile mit mir selbst beschäftigen zu können. Doch die viele Arbeit, weil das Projekt dem Ende zuging und die Aufregung darüber, ob mein Visum nun verlängert werden kann, gestalten meinen Alltag und die kleine dunkle Wolke schwebt so über meinem kleinen beschissenen Leben.
Long story short: Das Visum konnte nicht verlängert werden und kurzfristig beschlossen wir, dass ich nach Ablauf der Zeit in Brasilenien für weitere 3 Monate nach Buenos Aires soll.

Die in 2011 begonnene persönliche „Finanzkrise“ wollte auch in 2012 nicht wirklich enden. Neue Kreditkarten wurden nicht rechtzeitig verschickt, Überweisungen zu spät getätigt und hin und wieder dümpelte das gute Geld genau auf jenem Konto, auf dem es nicht liegen sollte.

Und dann war da noch die Sache, als mir Elektropaulo den Strom abstellte, den ich angeblich nicht bezahlt hätte, was ja aber nicht stimmte, da nur das Stromkonto auf den Namen meines Vormieters lautete. Wenn ich so darüber nachdenke, dann muss ich noch immer lachen …

Ende März – dann der Abschied. Der Abschied aus Sao Paulo. Der Abschied von von liebgewonnen Menschen, von meiner Umgebung – tja, irgendwie von meiner Heimat. Und wieder sehe ich mich vor der Herausforderung, nochmals von vorne anzufangen. In einem Land, das ich nicht kenne, in einer Stadt, in der ich aber auch keine Menschenseele kenne. Vorfreude und Angst gleichermassen machen sich breit und einmal mehr frage ich mich, warum ich mir all das antue. Doch dann war's aber auch schon zu spät. Ich hatte zugesagt und jetzt muss ich mich durch die bevorstehenden drei Monate durchnavigieren. Zunächst einmal aber der Abschied vom „Boyfriend“ und seiner Frau. Es fällt mir schwer, denn ich weiss, dass es sich irgendwie um einen Abschied auf Raten handelt.

Und so finde ich mich in Buenos Aires wieder, beziehe eine lustige, kleine, möblierte Wohnung im Microcentro und bin erleichtert darüber, die Arbeitsstätte in Gehweite zu haben. Besser geht kaum. Anschluss finde ich schnell, nur mit der Sprache hapert es noch ein wenig. Mein Spanisch scheint eingerostet und ich werde – sehr zu meinem Leidwesen – desöfteren darauf angesprochen, ob ich denn Brasilianerin sein, denn ich hätte einen brasilianischen Akzent … Erwähnen möchte ich hier, dass ich den Akzent in den ganzen drei Monaten nicht ablegen konnte.

Reisen.
Kolumbien durfte ich besuchen und dort mit wunderbaren Menschen zusammenarbeiten. In Chile erfuhr ich das gleiche, gleichwohl mein Besuch dort mit einer Augenentzündung begann bzw. endete. Chile – Santiago, die südamerikanische Schweiz, hat es mir besonders angetan. Landschaftlich ein wunderbares Fleckchen Erde, welches ich gerne wieder besuchen würde wollen …

Die Freundin war auch nochmal zu Besuch in der Stadt des Tango. Eine tolle Zeit haben wir gemeinsam verbracht und u.a. auch noch Paraguay besucht und gemeinsam beschlossen, dass wir in Montevideo beide nicht tot über'm Zaun hängen wollten. Was mir jedoch in besonderer Erinnerung blieb ist Kawuppinger's Aufruf, je eine Zeile respektive eine Strophe des Biene Maja Songs zu singen. Und so singen die Freundin und ich auf der übervollen Fähre in voller Lautstärke eine Strophe des Biene Maja Songs …
Die finale Version ist allerdings noch immer nicht fertig … 2013 lässt hoffen :-)

Mitte des Jahres dann der finale Abschied aus meiner liebgewonnenen neuen Heimat. Erst Argentinien, dann Brasilien. Am Ende des Tages finde ich mich wieder in der Casa ein. Alles vertraut und doch so fremd. Freude, wieder hier zu sein, Trauer dort weg zu sein. Ein Gefühlsoverflow und ich finde kaum Zeit, hier wieder richtig anzukommen. Und dann verliere ich den Boden unter den Füssen. Zwar freuen sich die Freunde, dass ich wieder zu Hause bin, ich mich auch. Irgendwie ist alles beim Alten, irgendwie aber auch nicht. Das Leben hier ging auch weiter … und ich weiss nicht, wo mein Platz ist. Ein Kurzurlaub auf der Alm soll für Klarheit sorgen. Allerdings geht der Schuss nach hinten los. Das Ankommen dauert nunmehr 6 Monate. Langsam, aber sicher lande ich in der Casa.

Aufregend und spannend war mein 2012. Ich habe gelacht, geschwiegen, geredet, geweint, geküsst, geschrien, gesungen, geschrieben, gelesen, geliebt, gelitten, umarmt, beschenkt, mich gefreut, bin gereist und viele Dinge mehr. Viele wundervolle Menschen haben mich auf meiner Reise begleitet, waren an meiner Seite, haben mich unterstützt, sind noch heute bei mir und für mich da. Dafür, und für vieles mehr bin ich dankbar.

15 Monate Südamerika haben mich verändert, vieles in mir verändert. Ich beginne zu begreifen, wer ich bin, was ich bin, was ich will und vor allem, was ich nicht will. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass nicht immer alles leicht ist, bevor es schwer wird … Manchmal wird aber auch das, was zu beginn schwer war, leicht …
Jetzt stelle ich mich neuen Herausforderungen und die erste in 2013 wird wohl ein dreiwöchiger Abstecher mit dem Rucksack nach Thailand sein. Drei Wochen noch … und ich bin gespannt, was mich 2013 noch so alles erwartet …
Das Leben ist nämlich gar nicht so. Es ist ganz anders.

Ihr Lieben, und euch wünsche ich ein tolles Neues Jahr, viel Erfolg, Glück in der Liebe, Gesundheit und hin und wieder ein wenig Raum und Zeit zum Innehalten, Pause machen, tief durchatmen, um wieder durchstarten zu können …

Gehabt euch wohl,

Eure Jana

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