… Das
Leben ist gar nicht so. Es ist ganz anders! (Kurt Tucholsky)
Irgendwie
bin ich ein bisschen spät dran … Aber wer sagt denn, dass man auf
die vergangenen Monate nicht auch in 2013 noch zurückblicken kann?
Während
ich im letzten Jahr noch in brasilienischen Shopping Malls auf der
Suche nach einem roten Unterziehetwas, mehreren Zahnseiden-Bikinis
für die karibische Sonne (einer reicht für eine Woche Strandurlaub
nämlich nicht) und im Vorbereitungsstress für
Butterweich-Weihnachten bei 40 Grad im Schatten war, lass ich
hierzulande Weihnachten fast „spurlos“ an mir vorbeiziehen und
das Jahr 2012 sehr ruhig ausklingen.
Das
grosse Abenteuer, die grosse Herausforderung ging im letzten Jahr
leider zu Ende. Und so wie ich in 2011 an dem ein oder anderen
internationalen Flughafen Rotz und Wasser heulte, so blieb mir das in
2012 auch nicht erspart. Mehrfach vergoss ich Tränchen des
Abschieds, Freudentränchen und auch Tränchen, weil ich traurig war.
Es
ist, als ob es gestern war, als mir mein Boss eröffnete, dass mein
Aufenthalt in Brasilenien um ganze 3 Monate verlängert werden soll.
Gemischte Gefühle machten sich in mir breit, doch schlussendlich
überwiegte die Freude. Die Freude darüber mit dem „Boyfriend“
Schavier noch Zeit verbringen zu können, Zeit, um Land und Leute
noch besser kennenzulernen, Zeit, um mich noch eine Weile mit mir
selbst beschäftigen zu können. Doch die viele Arbeit, weil das
Projekt dem Ende zuging und die Aufregung darüber, ob mein Visum nun
verlängert werden kann, gestalten meinen Alltag und die kleine
dunkle Wolke schwebt so über meinem kleinen beschissenen Leben.
Long
story short: Das Visum konnte nicht verlängert werden und
kurzfristig beschlossen wir, dass ich nach Ablauf der Zeit in
Brasilenien für weitere 3 Monate nach Buenos Aires soll.
Die
in 2011 begonnene persönliche „Finanzkrise“ wollte auch in 2012
nicht wirklich enden. Neue Kreditkarten wurden nicht rechtzeitig
verschickt, Überweisungen zu spät getätigt und hin und wieder
dümpelte das gute Geld genau auf jenem Konto, auf dem es nicht
liegen sollte.
Und
dann war da noch die Sache, als mir Elektropaulo den Strom abstellte,
den ich angeblich nicht bezahlt hätte, was ja aber nicht stimmte, da
nur das Stromkonto auf den Namen meines Vormieters lautete. Wenn ich
so darüber nachdenke, dann muss ich noch immer lachen …
Ende
März – dann der Abschied. Der Abschied aus Sao Paulo. Der Abschied
von von liebgewonnen Menschen, von meiner Umgebung – tja, irgendwie
von meiner Heimat. Und wieder sehe ich mich vor der Herausforderung,
nochmals von vorne anzufangen. In einem Land, das ich nicht kenne, in
einer Stadt, in der ich aber auch keine Menschenseele kenne.
Vorfreude und Angst gleichermassen machen sich breit und einmal mehr
frage ich mich, warum ich mir all das antue. Doch dann war's aber
auch schon zu spät. Ich hatte zugesagt und jetzt muss ich mich durch
die bevorstehenden drei Monate durchnavigieren. Zunächst einmal aber
der Abschied vom „Boyfriend“ und seiner Frau. Es fällt mir
schwer, denn ich weiss, dass es sich irgendwie um einen Abschied auf
Raten handelt.
Und
so finde ich mich in Buenos Aires wieder, beziehe eine lustige,
kleine, möblierte Wohnung im Microcentro und bin erleichtert
darüber, die Arbeitsstätte in Gehweite zu haben. Besser geht kaum.
Anschluss finde ich schnell, nur mit der Sprache hapert es noch ein
wenig. Mein Spanisch scheint eingerostet und ich werde – sehr zu
meinem Leidwesen – desöfteren darauf angesprochen, ob ich denn
Brasilianerin sein, denn ich hätte einen brasilianischen Akzent …
Erwähnen möchte ich hier, dass ich den Akzent in den ganzen drei
Monaten nicht ablegen konnte.
Reisen.
Kolumbien
durfte ich besuchen und dort mit wunderbaren Menschen
zusammenarbeiten. In Chile erfuhr ich das gleiche, gleichwohl mein
Besuch dort mit einer Augenentzündung begann bzw. endete. Chile –
Santiago, die südamerikanische Schweiz, hat es mir besonders
angetan. Landschaftlich ein wunderbares Fleckchen Erde, welches ich
gerne wieder besuchen würde wollen …
Die
Freundin war auch nochmal zu Besuch in der Stadt des Tango. Eine
tolle Zeit haben wir gemeinsam verbracht und u.a. auch noch Paraguay
besucht und gemeinsam beschlossen, dass wir in Montevideo beide nicht
tot über'm Zaun hängen wollten. Was mir jedoch in besonderer
Erinnerung blieb ist Kawuppinger's Aufruf, je eine Zeile respektive
eine Strophe des Biene Maja Songs zu singen. Und so singen die
Freundin und ich auf der übervollen Fähre in voller Lautstärke
eine Strophe des Biene Maja Songs …
Die
finale Version ist allerdings noch immer nicht fertig … 2013 lässt
hoffen :-)
Mitte
des Jahres dann der finale Abschied aus meiner liebgewonnenen neuen
Heimat. Erst Argentinien, dann Brasilien. Am Ende des Tages finde ich
mich wieder in der Casa ein. Alles vertraut und doch so fremd.
Freude, wieder hier zu sein, Trauer dort weg zu sein. Ein
Gefühlsoverflow und ich finde kaum Zeit, hier wieder richtig
anzukommen. Und dann verliere ich den Boden unter den Füssen. Zwar
freuen sich die Freunde, dass ich wieder zu Hause bin, ich mich auch.
Irgendwie ist alles beim Alten, irgendwie aber auch nicht. Das Leben
hier ging auch weiter … und ich weiss nicht, wo mein Platz ist. Ein
Kurzurlaub auf der Alm soll für Klarheit sorgen. Allerdings geht der
Schuss nach hinten los. Das Ankommen dauert nunmehr 6 Monate.
Langsam, aber sicher lande ich in der Casa.
Aufregend
und spannend war mein 2012. Ich habe gelacht, geschwiegen, geredet,
geweint, geküsst, geschrien, gesungen, geschrieben, gelesen,
geliebt, gelitten, umarmt, beschenkt, mich gefreut, bin gereist und
viele Dinge mehr. Viele wundervolle Menschen haben mich auf meiner
Reise begleitet, waren an meiner Seite, haben mich unterstützt, sind
noch heute bei mir und für mich da. Dafür, und für vieles mehr bin
ich dankbar.
15
Monate Südamerika haben mich verändert, vieles in mir verändert.
Ich beginne zu begreifen, wer ich bin, was ich bin, was ich will und
vor allem, was ich nicht will. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass
nicht immer alles leicht ist, bevor es schwer wird … Manchmal wird
aber auch das, was zu beginn schwer war, leicht …
Jetzt
stelle ich mich neuen Herausforderungen und die erste in 2013 wird
wohl ein dreiwöchiger Abstecher mit dem Rucksack nach Thailand sein.
Drei Wochen noch … und ich bin gespannt, was mich 2013 noch so
alles erwartet …
Das
Leben ist nämlich gar nicht so. Es ist ganz anders.
Ihr
Lieben, und euch wünsche ich ein tolles Neues Jahr, viel Erfolg,
Glück in der Liebe, Gesundheit und hin und wieder ein wenig Raum und
Zeit zum Innehalten, Pause machen, tief durchatmen, um wieder
durchstarten zu können …
Gehabt
euch wohl,
Eure
Jana
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