…
wie das mit dem Reisen geht …
Gestern
war es dann mal wieder soweit.
MJ
ganz gross tritt ihre Reise in die Stadt am Bosporus an. Vorher habe ich schon
beschlossen, nur mit leichtem Gepäck zu reisen, damit das mit dem Ein- und Aus-
und Umchecken schnell und sauber abläuft.
1545
– der Fahrer steht vor der Casa und bringt mich an den Flughafen. Wer sucht,
der findet dann irgendwann auch mal den Schalter der Turkish Airlines … Frau
begrüsst mich dort mit einem freundlichen „Merhaba“. Ich sag: „Hallo“ und werde
gefragt, ob ich denn einen Fensterplatz haben möchte. Natürlich nicht. Ich
möchte einen Gangplatz. Auf dem Boardingpass steht: 27 D … Verdammt, ganz
hinten im Flieger …
Erst
mal ne Stärkung in der Lounge und auf zum Boarding. Als ich dort ankomme, sind
die meisten schon im Flieger und als ich meinen Platz erreiche, ist noch nicht
mal im Fach ein Platz für mein kleines, leichtes Gepäck …
Und
so verstaue ich mein Hab und Gut in dem Compartment drei Reihen vor mir und
quetsche mich an einem „Ihm-schmeckt’s-Mann“ zurück auf meinen Sitz.
Erwähnte
ich schon: 27 D??? Vorletzte Reihe, direkt bei der Küche und bei den Toiletten …
Auch
bin ich etwas beunruhigt, ob der Tatsache, dass es sich wohl um ein älteres
Flugzeugmodell handelt … Einige Leisten hängen locker von der Decke, die Sitze
haben auch schon bessere Tage gesehen. Es hat gefühlte 100 Grad, es riecht unangenehm
nach undefinierbaren Körperausdünstungen und …
…
wir hatten noch nicht mal den Take-off …
…
und noch drei Stunden Flug vor mir …
Auf
den Sitzen E und F – also direkt neben mir – sitzt ein homosexuelles
Russenpärchen, welches sich gegenseitig mit den Zungen die Mandeln zu
untersuchen scheint. Hin und wieder liest der, der zu meiner Rechten sitzt in
einem Buch in kyrillischer Schrift und markiert mit einem grünen Textmarker besonders
wichtige Textpassagen.
Ich
erkenne, es ist ein Buch von Erich Fromm.
Das
Lesen und Markieren wird durch wildes Rumgeknutsche unterbrochen.
Unterdessen
unterhalten sich in der Sitzreihe vor mir 2 Personen. Ein älterer Herr und ein
kleiner Junge. Leider kann ich mich der laufenden Unterhaltung nicht entziehen,
da beide schwerhörig zu sein schein und sich entsprechend laut unterhalten. Es
lässt sich kaum vermeiden, dass der ganze Flieger mitbekommt, dass er ein
pensionierter Hauptschullehrer (Deutsch und Mathe) ist und der kleine Junge ein
Streber zu sein schein, sich in Atatürk’s Geschichte gut auskennt und überhaupt
ein ganz aufgewecktes Kerlchen ist.
Irgendwann
nervt mich das Gelaber und so tippe ich dem alten Herrn dezent auf die Schulter
und bitte ihn freundlich – aber bestimmt – doch etwas leichter zu sprechen.
Und
was dann kommt, geht so:
Er:
„Wenn Sie zuhören würden, könnten Sie noch was lernen!“
Ich:
„Wenn ich was lernen würde wollen, ginge ich zur Volkshochschule und würde
nicht im Flieger fremden Unterhaltungen lauschen und wenn ich mich unterhalten
würde wollen, hätte ich eine Unterhalten mit Ihnen begonnen. Da ich weder das
eine noch das andere möchte, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie etwas leiser sprächen.
Danke.“
Drei
Stunden später:
Wir
landen auf türkischem Boden. Gepäck in die Hand und raus aus dem Flieger.
Aussenposition. Der wartende Bus schliesst die Pforten vor meiner Nase und ich
warte auf den zweiten Bus. Dieser jedoch kann noch nicht fahren, solange der
dritte nicht da ist … Wir warten.
Wir
fahren.
Wir
kommen an.
Wir
steigen aus.
Ich
folge dem Schild „Passport“. Reihe mich ein und warte brav und geduldig bis ich
an die Reihe komme. Der freundliche Beamte checkt meinen Pass, blättert sich
durch 100 bestempelte Seiten und was dann kommt, geht so:
Er: „Marijana?“
Ich: “Yes, this is me.”
Er: “Where is your visa?”
Ich: “Visa? Do I need a visa?” (verdammte
Hacke, ich wusste das nicht, dass ich ein Visum brauche ... Immer diese Hürden
für Ausländer!)
Er:
„You go there (zeigt mit dem Finger auf ein Visa Schild), buy visa, come back.“
Jetzt
wollte ich mal weil wegen Handgepäck Zeit sparen und dann verliere ich alles
Eingesparte beim Visumkauf. Glücklicherweise geht alles reibungslos, ich hab
den Aufkleber im Pass, bald auch den Einreisestempel und begebe mich nach
draussen.
Das
„We create Chemistry“ Schild blinkt mir von einem iPäd entgegen, der Typ
begleitet mich zum Fahrer und los geht’s zum Hotel. Meine Frage, wie weit es
denn zum Hotel sei, beantwortet der Fahrer mit einem Schulterzucken und einem
dahingemurmelten „No English. SoRRi.“ Naja, er wird es wissen, ich kann es eh
nicht ändern und es war ja auch nicht wirklich von wichtiger Relevanz.
Gegen
23.30 h beziehe ich dann mein Zimmer im zweiten Stock mit Blick auf die „Sea of
Marmara“. Ein schwerer Teppich im Raum, schwere Vorhänge, ein dezenter
Nikotingeruch im Raum. Auf dem Tisch ein Aschenbecher mit Streichhölzern ABER
einem Rauchen verboten Schildchen darin … Aha.
Kein
Queensize bed und auch kein Kingsize bed … Zwei kleine, Singlebetten, eines
davon quietscht und ich ziehe direkt auf das andere Bett …
Da
ich um 1530 die letzte Butterstulle gegessen habe – das Essen im Flieger habe
ich gar nicht erst anrühren wollen – hing mir der Magen in den Kniekehlen … Die
Banane, die ich in der Lounge noch mitgenommen habe, soll über den Hunger
hinweghelfen. Es wird allerdings nicht besser, eher schlimmer … Es hilft alles
nix … Ich „gönne“ mir eine schweineteure Minidose Pringles Paprika (40 g für
knappe 5 Euronen) … Aber der Hunger treibt’s rein.
Heute
dann, ganz nach türkischer Manier … Die für 1000 angesetzte Besprechung beginnt
geschlagene 45 min später. Alles geht drunter und drüber und es erinnert mich
schwer an brasilianische Zeiten …
So
ist das nun …
Morgen
verabschiede ich mich dann von der Stadt am Bosporus wieder und finde es sehr
schade, für Sightseeing keine Zeit zu haben …
Gehabt
euch wohl !
Eure
Jana
"Zum Reisen gehört Geduld, Mut, Humor und daß man sich durch kleine widrige Zufälle nicht niederschlagen lasse.“
AntwortenLöschenAdolph von Knigge
Das fiel mir bei deiner Beschreibung ein. :-)
Gottseidank hast du ja wahrlich genug davon,von Mut, Humor ...und...ja...Geduld...:D
Hab noch eine schöne Reise ohne Widrigkeiten.
M.
Du schwindelst! Letzte Butterstulle 1530... Was hast Du denn in der Lounge gemacht?!? Aber schön!
AntwortenLöschenIn der Lounge warf ich einen kurzen Blick in die Zeitung, telefonierte mit meiner Freundin in Istanbul und danach mit dem Prinzen. Im Vorbeigehen steckte ich einen Apfel und eine Banane ein und das war's ...
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